Stress schlägt auf die Haut
Während ich diesen Artikel vorbereite, befindet sich die Welt im Ausnahmezustand: Corona, muss ich noch mehr sagen? Wohl kaum. Auch wenn die verordnete Entschleunigung für viele von uns auch so ihre guten Seiten hat, drückt die Situation insgesamt doch aufs Gemüt. Dabei ist mir aufgefallen, dass mich seit Mitte März besonders viele Fragen zu trockener Haut erreichen, die sich durch keinerlei Pflege zu bessern scheint. Deshalb widmet sich dieser Beitrag der Rolle, die Stress für unsere Haut spielt.
Emotionale Belastungen haben nämlich ganz handfeste Auswirkungen, bei denen Kosmetik leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wie hängt unser Wohlbefinden also mit der Hautgesundheit zusammen? Und wie kannst du dir selbst jetzt etwas Gutes tun? Finden wir es heraus ...
Was genau ist Stress überhaupt?
Wenn du 10 Leute fragst, was Stress für sie bedeutet, bekommst du genauso viele verschiedene Antworten. Jeder empfindet Stress anders und kennt unterschiedliche Auslöser. Nun denn, fragen wir doch mal die Wissenschaft. Die sagt: Stress ist, was die Reaktionssysteme des Körpers aktiviert. So reagiert er zum Beispiel auf Hitze mit schwitzen und auf Kälte mit zittern.
Externe Stressfaktoren für die Haut
Wir sehen am Beispiel oben, dass Stress nicht nur durch Emotionen wie Überlastung im Job oder eben Corona ausgelöst wird. Auch externe Auslöser wie extreme Temperaturen, UV-Strahlung, Luftverschmutzung und mechanische Einflüsse gelten als wichtige Stressoren für die Haut.
Wer hätte gedacht, dass das regelmäßige Sonnenbad im Bikini auf Balkonien auf zwei Seiten ausschlägt: Balsam für die Seele – Stress für die Haut. Die UV-Strahlung hat sich dabei sogar einen eigenen Begriff verdient, das Photo-Aging. UVB-Strahlen brutzeln die Haut, während UVA-Strahlen ihre DNA schädigen können.
Auch Raucherhaut altert schneller als nötig. Und dann ist da noch die Luftverschmutzung, der wir uns leider alle nicht entziehen können. Diese drei gelten als chronische Stressfaktoren für die Haut, die ihre Alterung deutlich beschleunigen.
Auch emotionaler Stress wirkt sich auf die Haut aus
Wie eingangs erwähnt, möchte ich in diesem Artikel mehr emotionalen Stress (Stichwort Corona) und seine Auswirkungen auf die Haut beleuchten. Dazu muss man erwähnen, dass emotionaler Stress nicht unbedingt schlecht ist. Stress kann in gesunden Dosen sogar beflügeln. So kommt manch eine(r) erst so richtig auf Touren, wenn die Deadline näher rückt – oh ja, davon kann ich ein Liedchen singen.
☝️ Kritisch wird es für uns, wenn so großer Stress auftritt, dass wir überwältigt sind oder kein Ende in Sicht ist. Die Reaktionen, die der Körper dann einleitet, können sich nämlich auf andere Bereiche negativ auswirken. Deshalb lass uns den Unterschied von akutem zu chronischem Stress genauer ansehen.
Was geschieht bei Stress?
Gerade die Haut fällt den Mechanismen zur Stressbewältigung schnell zum Opfer. Was genau da mit ihr passiert? Das hängt davon ab, ob der Stress akut oder chronisch ist. Sehen wir es uns an!
Akuter Stress
Akuten Stress kannst du dir wie eine Welle vorstellen. Die kommt plötzlich auf dich zu, spült über dich hinweg und es wird wieder ruhiger. So beginnt akuter Stress immer mit einem Schreckmoment – Achtung, Welle kommt! Das autonome Nervensystem geht in Habachtstellung. Es schüttet Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Das aktiviert die Stressreaktions-Supersysteme, die deine Kampf-oder-Flucht-Reaktion koordinieren.
Dazu gibt der Körper massig Energie auf die Zellen, damit du gleich den Fight oder Run deines Lebens hinlegen kannst. Um den Wärmeschub auszugleichen, werden die Schweißdrüsen aktiviert. Die Schmerzwahrnehmung wird unterdrückt, Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Die Blutgefäße in Herz, Lunge und Muskeln weiten sich, während sich andere verengen – darunter die der Haut, die ist jetzt nicht so wichtig. Die Haut ist also vorübergehend schwächer durchblutet und gibt mehr Feuchtigkeit ab.
Du gibst alles, um die Situation zu meistern. Ist das geschafft, sendet dein Nervensystem klare Signale aus und dein Körper reguliert sich wieder in den Normalzustand. Die Haut übersteht so einen kurzen Versorgungsengpass normalerweise problemlos. Anders sieht es allerdings aus, wenn sich dein Körper über längere Zeit im Stressmodus befindet.
Chronischer Stress
Bei chronischem Stress hält der Körper die Kampf-oder-Flucht-Mechanismen nicht die ganze Zeit über am Laufen. Das würde viel zu viel Energie kosten. Aber wo keine Entwarnung kommt, werden auch keine Anti-Stressmaßnahmen eingeleitet. So sinkt zum Beispiel der Cortisolspiegel nicht wieder auf Normalniveau, sondern der Körper erhöht das Basislevel.
Das Problem: Das Reaktionssystem büßt an Anpassungsfähigkeit ein. Bei diesem hormonellen Hochwasser bleibt nicht mehr viel Luft nach oben, wenn akuter Stress hinzukommt. Das betrifft nicht nur den Energiestoffwechsel und die Blutzirkulation, sondern auch die Abwehrkräfte. Denn auch die reagieren, wenn Stressmediatoren freigesetzt werden. Während akuter Stress das Immunsystem mal so richtig in Schwung bringt, unterdrückt die Stressgewöhnung seine Reaktion. Wir werden anfälliger für Infekte, Allergien und Entzündungen1.
☝️Fazit: Unser Körper ist vor allem für kurze Stressphasen optimiert. Die machen uns keine großen Probleme. Chronischer Stress geht im Gegensatz dazu nicht schadlos an uns vorüber.